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Das Buch „Burnout kommt nicht nur von Stress“ von Dr. Mirriam Prieß

Dr. Mirriam Prieß geht in ihrem Buch einem interessanten Punkt auf den Grund. Sie behauptet, dass Burnout nicht immer etwas mit Stress zu tun hat. Vielmehr beschreibt sie, dass die Ursache oft im Konflikt zwischen der eigenen Prägung und der Identität liegt. Typisch für Burnout-gefährdete Menschen ist, dass ihre Selbstwahrnehmung und ihr Selbstbezug fehlen. Sie funktionieren nur. Sie leben nicht nach dem Sein, sondern nach einer Vorstellung. Sie definieren sich selbst oft über Leistung und Anerkennung. Wichtig ist ihnen Harmonie, Konflikte werden nicht eingegangen. Diesen Menschen geht das Gefühl für das Äußere verloren und damit auch das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse. Alle Sticheleien treffen bei ihnen auf fruchtbaren Boden und wachsen, sie „schlucken nur noch“. Hier fehlt die Grundlage für ein gutes, gesundes und zufriedenes Leben: ein guter Selbstwert. Je besser man sich wahrnimmt, umso besser kann man für sich sorgen. Eine eigene Identität zu besitzen heißt, sich in sich selbst zuhause zu fühlen. Das bedeutet, sein Leben nicht nach einer Vorstellung zu leben, sondern aus sich heraus. Es bedeutet, berufliche und private Eigenverantwortung zu übernehmen.

Hilfreiche Fragen, sich in sich selbst zuhause zu fühlen, sind:

  • Wer bin ich in meinen Bedürfnissen und Wünschen?
  • Was sind meine Grenzen?
  • Was sind meine Fähigkeiten?

Und hier ist ein bemerkenswerter Satz: So wie du bist, bist du gut, weil du der bist, der du bist. 

Nach Ansicht von Frau Dr. Prieß müssen viele Führungskräfte ihre Gefühle unterdrücken, sie haben keine Gefühle mehr für sich selbst, bekommen körperliche Beschwerden, die sie nicht merken. Wenn Symptome der Krankheit Burnout wahrgenommen werden, ist das eine weitere Krankheit und nicht die sterbende Identität. Menschen mit schwacher Identität werden von Angst regiert. Je größer die Angst ist, umso größer ist das Kontrollbedürfnis. Der notwendige Halt wird nicht in der eigenen Person gefunden, sondern im Äußeren, im Erreichen verschiedener Ziele. 

Unser Ideal in der Gesellschaft ist der rationale Mensch, der mit dem eigenen Willen alles regelt, ohne Grenzen. Und solche Menschen sind aus diesen Gründen besonders Burnout-gefährdet.

Ich kann vielen Punkten im Buch zustimmen. Gerade die Diskrepanz zwischen Prägung und Identität ist entscheidend bei Burnout. Ob wirklich so viele Führungskräfte in diesem Dilemma stecken, wage ich nicht zu behaupten. Wesentlich ist dabei der Mechanismus, den Dr. Prieß beschreibt. Und es geht darum, wie man aus dieser Krankheit in diesem Fall wieder heraus kommt. Und wie man präventiv tätig sein kann. Die meisten Betroffenen wollen sich mit diesem Phänomen nicht präventiv auseinander setzen. Wie auch, denn wer geht schon so einen steinigen Weg freiwillig. Diejenigen, die es getan haben, sind klarer in ihrer Welt. Mit allen Konsequenzen, die diese Klarheit mit sich bringen kann.